· 

Die nutzlosesten Birnen der Welt


Als wir im Juli an unserem Domizil in Göteborg ankamen, fiel mir sofort der gewaltige Baum vor dem Haus ins Auge. Er glänzte silbrig im Sonnenlicht und erinnerte mich etwas an einen aus den Fugen geratenen Olivenbaum. Die Nachbarn versicherten uns in den folgenden Tagen und Wochen immer wieder, was für ein herrliches Gewächs es sei, vor allem im Frühling. Da sei der Baum ein Traum in Weiß, vollbesetzt mit dichter Blütenpracht. Es seien sogar Mitglieder der botanischen Gesellschaft Schwedens gekommen, um den Baum anzuschauen. Denn es handele sich um das größte Exemplar einer weidenblättrigen Zierbirne auf schwedischem Boden. Ich war ein bißchen stolz, dass so ein berühmter Baum ausgerechnet auf unserem Grundstück (gemietet zwar nur...aber immerhin!) stand. Tatsächlich sahen wir auch immer mal wieder Leute, die anhielten oder sogar aus dem Auto ausstiegen, um ein Foto von "unserer" Zierbirne zu machen.

 

Ein Exot, der unfassbar viel Arbeit macht

War sie neben ihrer Berühmtheit in den warmen Sommermonaten ausserdem ein hervorragender Schattenspender, entwickelt sie sich seit Anfang Oktober allerdings zum Alptraum. Der Baum hat angefangen, die ersten seiner ungefähr 80 Millionen Früchte abzuwerfen: Winzig kleine, steinharte Birnen, kaum größer als Walnüsse. Sie sind roh ungenießbar, können aber angeblich durch mehrstündiges Kochen und die Zugabe von reichlich Zucker zu einer Art Marmelade verarbeitet werden. Wir sparen uns diese aufwändige Prozedur und schaufeln die Birnen stattdessen in alle Arten von Behälter, die wir finden können. Einen Teil der nutzlosen Früchte dürfen wir in der Grünabfall-Tonne eines Nachbarn entsorgen. Die gesamte Einfahrt, der Bürgersteig und Teile der Straße sind trotzdem mit einer Schicht aus zermatschten Mini-Birnen bedeckt. Noch während man schaufelt und kehrt, wirft der Baum die nächsten einhundert ab. Inzwischen sind sie überreif und hinterlassen hässliche dunkle Flecken auf dem Boden. Wie das Grundstück aussieht, wenn der Baum auch noch anfängt, seine zahllosen kleine Blätter abzuwerfen, wollen wir uns gar nicht ausmalen. Was passiert eigentlich, wenn man Batterie-Säure zum Gießwasser hinzufügt? Weisse Blüten? Muss ich eigentlich nicht haben...

Kommentar schreiben

Kommentare: 0